Arzt, Lehrer, IT-Experte

Viele der zugewanderten Kinder, die in Annaburg unterrichtet werden, haben schon ganz konkrete Berufswünsche. Um ihre Träume verwirklichen zu können, wollen sie möglichst schnell Deutsch lernen. Dabei hat sich die Sekundarschule im Landkreis Wittenberg für ein besonderes Modell entschieden.

von Saskia Hotek

Raum 211. Zweite Stunde in der Sekundarschule Annaburg (Landkreis Wittenberg). Ahmad erklärt Alexandru die Aufgabenstellung. „Wir sollen aus dem Tagesablauf mit den verschiedenen Uhrzeiten Sätze im Perfekt bilden, zum Beispiel: Um 14 Uhr hat er Hausaufgaben gemacht.“ Die Aufgabenstellung klingt zunächst einmal nicht ungewöhnlich, und es ist selbstverständlich, dass sich Klassenkameraden gegenseitig unterstützen, wenn einer von ihnen bei der Lösung Probleme hat.

Doch auf den zweiten Blick fällt auf, dass es sich ganz und gar nicht um eine normale Deutschstunde handelt. Denn die beiden Jungen unterhalten sich auf Spanisch. Warum aber wird im Deutschunterricht Spanisch gesprochen? Ahmad und Alexandru leben erst seit einigen Monaten in Deutschland. Ahmad kommt aus Syrien, Alexandru aus Rumänien. Und weil ihr Deutsch noch nicht so gut ist, haben die beiden Spanisch als gemeinsame Sprache gefunden, um sich zu verständigen und gegenseitig zu helfen.

Mehr als ein Niveau

Dieses Miteinander zeichnet die Sprachklasse in Annaburg aus. Die 19 Kinder und Jugendlichen im Alter von elf bis 15 Jahren unterstützen sich im Unterricht. Sie verbindet ein Ziel: Sie wollen die deutsche Sprache so schnell wie möglich erlernen. Passend dazu der Name des Unterrichtsfaches: Deutsch als Zielsprache (DaZ). Die Schüler stammen aus Bulgarien, Indien, Rumänien, Tschetschenien, Iran und Syrien – dem Land, aus dem im Schuljahr 2017/18 die meisten Schüler nach Sachsen-Anhalt gekommen sind (siehe folgende Grafik).